[ Die Herkunft der Träume
/ Sofia Anfoka Diaz ]
Es ist merkwürdig, nicht wahr? Wie sich die Träume widersprechen.
Sie sind flüchtig, aber ewig,
inspirierend, aber einschüchternd,
albern und verwirrend,
aber auch leuchtend und hoffnungsvoll.
Ich kannte eine Frau.
Ihr Körper wohnte in einem kleinen Haus,
aber ihre Seele lebte im Land nebenan.
Das Land der Träume.
Eines Tages versuchte sie ihre Träume zu fangen wie Schmetterlinge in einem Netz.
Ihr Netz bestand aus Papier
Ihre Schmetterlinge aus Tinte.
Sie versuchte es immer wieder, ohne Erfolg.
Es tat ihr weh, weit entfernt von ihren Träumen zu sein.
Es fühlte sich so an, als ob sie eine Art Barriere überwinden müsste, um sich mit ihren Träumen und ihrer Seele wiederzuvereinen.
Doch irgendwie wusste sie, dass sie nicht aufgeben durfte,
vielleicht war es die Vielzahl von Büchern, die ihre Regale schmückten.
Bücher, die die uralten Träume der Menschheit auf ihren Seiten darstellten.
Oder vielleicht kam diese Kraft von einer ganz anderen Quelle, einer von ganz weit oben.
Die Frau hörte auf einmal eine sanfte, berührende Musik, deren einzelnen Töne langsam herunterschwebten.
Plötzlich war die Versuchung zu groß, herauszufinden, wer diese Person war, die diese Melodie spielte.
Also stieg sie das Treppenhaus hinauf, als ob ein unsichtbarer Faden sie zur richtigen Wohnung führen würde.
Sie klopfte an die Tür.
Und als sie sie öffnete, stand da ein kleines Mädchen vor ihr.
Das Mädchen führte sie in das Wohnzimmer, wo eine Geige auf dem Sofa lag.
Drum herum lagen Bilder in goldenen Rahmen.
Bilder, die Geschichten von Opfern, von Kämpfen, von großem Elend, aber auch von Hoffnung, Liebe und Vergebung zeigten.
Da erzählte das Mädchen, wie ihre Eltern fast alles aufgegeben hatten, um ihrer Tochter eine bessere Zukunft zu bieten.
Das war ihr Traum, ihr Ziel im Leben.
Es war seltsam, die Frau hatte das Gefühl, dass sie das Mädchen irgendwie schon kannte.
Auf einmal fühlte sie sich, als würde sie durch einen Kaninchenbau ins Wunderland fallen.
Mit um sich schlagenden Armen versuchte sie sich an etwas festzuhalten.
Aber bevor sie es geschafft hatte, wachte sie plötzlich auf.
Die Schreibmaschine stand auf dem Schreibtisch im frühen Morgenlicht.
Ruhig, aber erwartungsvoll.
Die Frau begriff, dass es manchmal nur einen Blick in die Vergangenheit braucht,
um sich wieder an die eigenen Träume zu erinnern und sie endlich zu erreichen.
Die Frau setzte sich und mit zitternden Fingern begann sie zu schreiben,
Es ist merkwürdig, nicht wahr? Wie sich die Träume widersprechen…