[ Stell dir vor man wäre Teil der Gesellschaft, wäre das nicht ur geil ]
Europa, du liberale Perle. Man könnte fast glauben, du bist ein Theaterstück, das sich von einer zugänglichen Seite zeigt. Aber dennoch habe ich dich als eiskalt sowie kühl erlebt. Ein Kontinent ohne Möglichkeiten, weil ich einen Namen trug, der nicht in dein Theaterprogramm passte. Oder weil ich was an mir hatte, das nicht der Norm entsprach. Du magst voller Kultur und Geschichte sein, aber für mich hattest du keine Rolle parat. Ich erlebte einen Kontinent voller Geschichte, geprägt vom Kampf nach Freiheit, aber ich fühlte mich gefangen in dir, die mich innerlich nach Freiheit und Möglichkeiten schreien ließ. Die Freiheit, die man nicht erfahren durfte, weil jemand meint, dass man nicht hierher gehört. Der Drehbuchautor, der sich entschieden hat, mir keine Haupt- oder Nebenrolle zu geben. Man fungiert als nicht-relevante Person in einem Theaterstück Europas, in dem man keinen Platz hat als Ausländer, weil alles schon besetzt ist. Orte, wo moderne Sklaverei Einzug erhält / Auf dem Bau ist Slawisch die Sprache der Kommunikation. Auf der Straße schreit mir ein Kind „Ausländer raus!“ entgegen. „Für die Stelle kommen Sie nicht in Frage als Frau, Sie werden irgendwann schwanger und fallen aus. Schwule gehören hier nicht her, gehen Sie weiter.“ Die Zeit verging, aber die Worte brannten sich in die Seele ein. Hass und Rassismus; wie eine kranke Raupe sich durch die Gesellschaft frisst: Sie hinterlässt Verwüstung und eine feindliche Stimmung. Lernen wir nichts aus der Geschichte? Ist es nicht Zeit, etwas zu ändern? Seit Jahrzehnten kreist die Politik darum, wie wir diejenigen ausgrenzen können, die oft als die Wurzel allen Übels betrachtet werden: Das Fremde und der Ausländer. Haben wir nichts gelernt, schreiten wir als Gesellschaft nicht voran? Die Technik hat sich so weit entwickelt, dass sie ohne uns klar kommt. Aber der Mensch ist ein verurteilendes Wesen, das die Leute auf jeglicher Basis verurteilt, die er finden kann. Man kämpft sich durch das Unrecht und ist seelisch erschöpft. Die Fragen, woher man kommt oder warum man die Sprache so gut beherrscht, verkraftet man nicht mehr. Wollen wir so als Gesellschaft weitermachen oder endlich sagen, wir haben etwas verändert, es gehört der Geschichte an? Die Menschen erleben einen Stillstand, könnte man sagen, aber vielleicht ist jetzt auch die Möglichkeit für die größte Errungenschaft.
Die Gedanken schweifen ab von der Gegenwart, von all dem Wahnsinn. Der Geist stellt sich eine Welt vor, in der man keine Stigmatisierung erfährt, basierend darauf, dass man Ausländer, Flüchtling, homosexuell oder eine Frau ist. Eine Welt, in der es keinen Hass gegen das Anderssein gibt, wo jeder seinen Platz in der Gesellschaft hat. Wo der Name nicht darüber entscheidet, wie weit man am Bildungssystem teilhaben darf. Wo der Akzent kein Hindernis mehr ist sondern eine Stärke. Wo die Hautfarbe niemanden definiert, weil wir alle keine Unterschiede darin mehr erkennen. Wo Frauen die Mehrheit in der Führungsebene sind. Eine Gesellschaft, in der Diversität die Norm der Zukunft ist, in der Rassismus und Ausgrenzung Fremdwörter sind. Ist das eine Utopie, die die meisten von uns nur aus Romanen oder Filmen kennen, oder besteht die Möglichkeit, sie in die Realität umzusetzen? „Imagine“, sagte schon John Lennon, eine Welt ohne solche Vorurteile. Eine Welt, in der jeder gleich ist, in der der Geburtsort keine wesentliche Rolle spielt, sondern was man der Gesellschaft hinterlässt. Abseits von der Stigmatisierung und den Vorurteilen. Wie könnten wir die Energie in etwas Neues stecken und die Welt gemeinsam vorantreiben? Die Auseinandersetzungen würden in Sekunden erstickt sein von einer gemeinsamen Hand, und es würde nur noch ein Staub der Vergangenheit bleiben. Eine Vergangenheit, geprägt von Krieg gegen eine geschaffene Ideologie, basierend auf dem von Menschen geschaffenen Konstrukt, das besagt, dass jeder einer Rasse und Nation angehört. Eine menschliche Errungenschaft, basierend auf Menschlichkeit und Akzeptanz. Es wäre die größte Errungenschaft, die wir erreichen könnten. Es würde ein neues Weltkonstrukt schaffen. Die Norm wäre eine Vergangenheit ohne ein Schubladensystem. Man müsste nicht mehr labeln, weil es dafür kein Bedarf mehr gäbe.
Die Hoffnung, die sich in gewissen Menschen verbirgt, zeigt, dass es möglich ist und dass wir es schaffen könnten. Sie verbirgt sich sowohl in dem Wort der Literatur als auch in Personen, die für die Rechte kämpfen. Wir könnten als Gesellschaft voller Offenheit sein, die es ermöglicht, sich einzugliedern, ohne Angst vor Ausgrenzung. Die Angst wäre in der neuen Welt ein Fremdwort. Jeder Mensch hätte nichts mehr zu befürchten. Dass wir in einem sozialen Konstrukt wären, das voller Höflichkeit und Anerkennung für jeden und alles ist. Wir könnten eine Art Verfassung entwickeln, die in jedem verinnerlicht ist, ähnlich wie eine neue Programmierung der Gesellschaft, für die es keine Alternative gibt. Die geistigen Kapazitäten könnten genutzt werden, um eine Gesellschaft zu formen, die nur das Wohlwollen ohne Ausbeutung und soziale Schere kennt. Ein Geist wie Marlene Engelhorn, der an die Bedürfnisse der Masse denkt und nicht seinen narzisstischen Schweinehund füttert. Eine Welt, in der der Kapitalismus nicht bestimmt, ob man einen Wert in der Gesellschaft hat. Eine Utopie, die es uns erlaubt, etwas vollständig zu verändern, in der überall die gleichen Rechte herrschen und es keine Unterschiede gibt zwischen Grenzen, die wir uns doch alle nur ausgemalt haben. Eine Gesellschaft, in der gleiche Bildung für jeden zugänglich ist und gleiche Chancen herrschen. Stellen wir uns das vor, das sollte doch das nächste menschliche Erfolgsprojekt sein. Es ist möglich, aber dafür müssen wir die veralteten Werte, die seit Jahren nicht mehr funktionieren, hinter uns lassen und auf Reset drücken. Die alten Werte haben ausgedient und führen die Welt nicht voran, sondern machen sie rückständig.