Text 04 – 2022

[ Ein böser Traum
/ Erin Wardrop ]

 

Wir beginnen unsere Geschichte mit einem Mann, dessen Aussehen, Charakter und Leben ganz normal sind. Dieser Mann besitzt sein eigenes Geschäft und es gefällt ihm sehr jedoch läuft es nicht so gut. Der Mann und seine Frau lieben sich. Sie küsst ihn immer auf die Wange, bevor er sie morgens verlässt, um in die Arbeit zu gehen. Abends reden sie über ihren Tag, was immer traurige Gefühle beim Mann zur Folge hat. Obwohl er seine Frau liebt, ist seine Liebe für Erfolg und Geld noch größer. Es betrübt ihn, zu wissen, dass sein Geschäft scheitert. Nach einem besonders schweren Tag entscheidet sich der Mann, einen Spaziergang durch den Wald zu machen. Der Wald ist nur gegenüber seinem Haus, aber er verbringt viel Zeit dort. Als er zurückkommt, fragt seine Frau ihn „Wo warst du? Ich habe mich so um dich gesorgt!“ Der Mann erwidert ihr „Du wirst nicht glauben, was gerade passiert ist!“

Er sagt ihr, dass er während seines Spaziergangs eine Elfe traf, die seine Gedanken hören konnte. Am Anfang konnte der Mann es nicht glauben und er traute seinen Augen nicht. Er sagte immer wieder „Das ist unmöglich! Das ist unmöglich!“ Als er sich von der Überraschung beruhigte, bot die Elfe ihm eine Lösung für seine Probleme an. „Ich werde dir einen Zaubertrank geben,“ sagte die Elfe mit einem verschmitzten Lächeln, „der dein Geschäft zum Erfolg machen wird. Du wirst reich über Nacht und jeder wird für dich arbeiten wollen, wenn das dein Herzenswunsch ist.“ Der Mann antworte in Sekundenschnelle „Ja, natürlich!“ Obwohl er große Zweifel hatte, überkam sein Ehrgeiz ihn und er nahm der Elfe den Zaubertrank ab. Bevor er den Wald verließ, warnte ihn die Elfe, „Auf keinen Fall solltest du deinen Erfolg für selbstverständlich halten, außer wenn du alles verlieren willst, was dir lieb ist.“ Dann verschwand die Elfe und wurde nie mehr gesehen.

Als seine Frau seine Geschichte hört, glaubt sie ihm nicht. Sie sagt ihm, dass magische Elfen nicht einfach vor normalen Menschen auftreten. Allerdings schweigt sie total, nachdem sie den Zaubertrank gesehen hat. Dann sagt sie nur „Sei vorsichtig,“ und geht ins Bett. Spät in der Nacht denkt der Mann immer noch über den Zaubertrank nach und wie viel Geld er verdienen könnte. Er ist von diesen Gedanken erfüllt, da es sein Traum gewesen ist, seit er ein kleiner Junge war. Und obwohl er unsicher ist, weiß er, dass er sich diese Chance nicht entgehen lassen darf. Er stellt die Phiole auf den Küchentisch und folgt seiner Frau zu Bett. „Morgen“, denkt er, „trinke ich den Zaubertrank und gehe wie gewohnt zur Arbeit. Wie schlecht kann es sein?“

Am nächsten Tag wacht der Mann aus einem guten Schlaf auf und geht die Treppe hinab, um zu frühstücken. Mit seiner Tasse Kaffee trinkt er auch den Zaubertrank von der Elfe, bevor er in die Arbeit geht. In seiner Arbeit gibt es ihn und seinen einzigen Kollegen. Weil nicht viel los ist, entscheiden sie sich, zum Mittagsessen in ein Café zu gehen. Bei der Rückkehr sehen sie eine Frau, die an der Tür auf sie wartet. „Hallo! Können wir Ihnen helfen?“ fragt der Mann. „Ähm, ja vielleicht. Ich suche den Besitzer dieses Geschäfts, denn ich möchte mich um eine Stelle da bewerben,“ antwortet die Frau ehrlich. Der Mann ist völlig entsetzt. „Sind Sie sicher, dass Sie am richtigen Ort sind?“ Sie nickt. Der Kollege ist auch überrascht, aber er hilft gerne und bittet die Frau hinein, damit sie über eine Stelle diskutieren können.

Den ganzen Tag bekommt der Mann immer mehr Anrufe von Kunden, Anleger und noch einer Fernsehgesellschaft, die sein Geschäft bewerben will. Er kann das nicht glauben. Als er seiner Frau zu Hause davon erzählt, ist sie auch sprachlos. Obwohl sie seine Geschichte über die Elfe nicht glaubt, ist der Bewies unwiderlegbar. Noch einmal sagt sie „Sei bitte vorsichtig.“ Mit großer Aufregung spricht er über anstehende Projekte, wichtige Leute und all seine neuen Mitarbeiter. Er ist so froh, dass sein Geschäft endgültig erfolgreich ist. Er geht den folgenden Tag zur Arbeit und das Geschäft fällt zur Überraschung des Kollegen wieder mehr auf. Er sagt zu dem Mann „Das ist wie Magie! Wir haben so viele Leute hier wie noch nie!“ Der Mann kann nur wissentlich lächeln.

Der Mann und sein Geschäft werden sehr bekannt und während das Geschäft zunimmt, verbringt der Mann immer weniger Zeit zu Hause und vernachlässigt dadurch seine Frau. Eines Abends gibt es eine Party für die wichtigsten Vorstandsvorsitzenden und der Mann und seine Frau müssen hingehen. Die ganze Zeit lange ist die Frau unglücklich, weil ihr Mann mit jedem außer ihr spricht. Sie schmunzelt und lacht, aber sie will dort nicht sein. Als sie dies dem Mann danach zu Hause erklärt, ärgert er sich über sie. „Warum kannst du dich nicht für mich freuen? Und denk daran, wie viel Geld ich jetzt verdiene!“ Sie antwortet ihm ruhig „Ich war froh, bis du begonnen hast, mich zu ignorieren. Doch da du nie hier bist, fühle ich mich allein. Und ich interessiere mich nicht für das Geld!“ Der Mann ist sehr verdutzt, aber er ist auch sehr hartnäckig also sagt er seiner Frau, wenn sie ihn nicht mehr unterstützt, kann sie es lassen. Die Frau ist wirklich erschüttert, aber bevor sie geht, sagt sie „Solange du dein Geld mehr als mich liebst, will ich nicht mit dir zusammen sein.“ Im Eifer des Gefechts schnappt sie sich ihre Sachen und geht aus der Tür.

Der Mann macht normal weiter, als ob der Streit mit seiner Frau ihn nicht stört. Im Verlauf von ein paar Wochen wird er immer berühmter und reicher, genauso wie die Elfe sagte. Er wird auch immer verbitterter und reizbarer. Der erste Kollege von dem Mann beachtet diese Veränderungen. Jedoch als der Kollege den Mann deshalb fragt, schreit der Mann den Kollegen an, weil er unhöflich ist. Der Kollege sagt „Ich kann deine schlechte Laune nicht aushalten! Seit Anfang an helfe ich dir, aber du bist zu egoistisch, um es zu erkennen!“ Der Mann ist so aufgebracht, dass er sofort seinen Kollegen entlässt. Am Abend geht der Mann nach Hause und wird auch noch einmal mit einem leeren Haus konfrontiert. Er sitzt gegenüber dem Fernseher und merkt, dass er sein altes Leben zurück will. Plötzlich kommt ihm eine Idee und dann läuft er aus der Tür und in den Wald. Er findet den letzten Ort, wo er die Elfe sah, nur mit Mühe und schreit nach ihr. „Wo bist du, du dumme Elfe? Ich habe genug davon! Ich will mein altes Leben zurück!“ Der Mann bleibt stundenlang dort, obwohl die Elfe nie erscheint. Diese Nacht weint er im Bett. „Das ist nicht mein Herzenswunsch. Ich habe einen großen Fehler gemacht.“

Nach seinem ersten guten Schlaf seit Wochen wacht er auf und findet seine Frau neben ihm im Bett. Sie öffnet ihre Augen und lächelt liebevoll. Obwohl seine aufwendigen Wünsche erfüllt wurden, das Lächeln von seiner Frau ist alles, was er wollte. Er nimmt sie in die Arme und gibt ihr viele Küsse. „Es tut mir so leid,“ sagt er immer wieder. Sie versteht nicht, warum der Mann so froh ist. Nachdem er sie zu Ende geküsst hat, steht er auf, um ein fantastisches Frühstück für sie zu kochen. Aber etwas auf dem Nachttisch fällt ins Auge. Es ist eine Phiole. Der Mann hebt sie auf und schüttet den Inhalt schnell in die Spüle, ohne zu zögern. „Nicht noch einmal,“ sagt er zu sich selbst, „Ich werde den gleichen Fehler nicht zweimal machen.“

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