Text 18 – 2019

[ Die Dunkelheit erfüllte den Himmel ]

Die Dunkelheit erfüllte den Himmel mit leuchtenden Sternen. Ich konnte nichts hören. Die Stille machte mich nervös. Ich sah ein rotes Licht durch das Fenster. Die cremefarbenen Wände hatten jetzt einen rosa Farbton, wie das Kinderzimmer meiner Tochter.

Ich konnte ihn sehen, ihn mit seinen blauen Augen und seiner großen roten Brille. Rot. Eine Farbe, die mit Liebe verbunden ist. Dennoch auch mit Wut. Beides fühlt er für mich. Beides fühle ich für ihn. Aber auch blau. Blau wie das Meer während eines stillen Abends. Ruhig. Ich bin lustlos, wenn ich im Bett mit ihm liege. Mein Herz ist immer ruhig. Die Spannung ist gestorben. Werde ich sie nochmal fühlen? Oder ist es meine Schicksaal, dass ich dieses langweilige Leben tolerieren muss? Für ihn fühle ich mich auch weiß. Weiß wie ein Blatt mit keiner Schrift und keine Farbe. Ruhig, sicher und entfernt von Gefahren. Weiß wie meine Socken nach er der Wäsche und wie meine Augen nachdem er mir einen Kaffee gemacht hat. Ich fühle mich auch schwarz. Schwarz wie ein schwarzes Loch im Weltall. Gibt es ein Ende?

Ich musste mich bewegen. Die kalte Luft reiste über meinen Rock. Ich konnte meinen Atem in der frischen Luft sehen. Er tanzt vorwärts, bis er verschwindet. Meine hohen Absätze klickten auf dem Kopfsteinpflaster unter mir.

Ich habe den Schlüssel ins Schloss gesteckt, mein Arm hob sich in der Luft. Die Tür schwang plötzlich auf. Er stand da vor mir. Der Geruch von Bier wehte auf mich zu. Seine Augen sahen durch mich wie Laser. Seine Gesichtsbehaarung war nicht gepflegt. Mein Mund stand offen und ich keuchte. Er sagte nichts. Er knirschte sein Gesicht zusammen und schlug das Ornament vom Tisch. Die Meerjungfrau fiel auf den Boden. Sie hat sich nicht verändert. Sie blieb völlig taktlos. Ihre violetten Augen sahen mich immer noch an. Sie saß aufrecht und saß auf ihrem Fischschwanz, ihr feuriges rotes Haar um ihre Schultern gelegt.

Tränen rollten über das Gesicht meines Mannes. Ich blieb still.

„Sag etwas. Sag etwas!“
Ich blieb weiter still.
„Bitte sag etwas!“

Mehr Tränen kamen. Sie sind auf den Teppich gefallen. Ich starrte auf den Teppich. Er hat den Brief abgeholt und hat ihn in Stücke zerrissen. Ich sagte nichts.

Drei Weinflaschen stehen auf dem Tisch neben dem Telefon. Ich strecke meinen Arm zu ihnen aus aber plötzlich holte er eine Weinflasche und schlug sie an die Wand. Eine rote Pfütze bildete sich auf dem Boden. Ich keuchte erschrocken auf und bedeckte mein Gesicht. Glasstücke glitzerten auf dem Boden und haben das rote Licht von der Lampe reflektiert. Er holte eine andere Weinflasche, drehte den Deckel und er schluckte die ganze Flasche runter, bevor er sie nochmal an die Wand schlug. Endlich ging er in unser Schlafzimmer. Ich stand fünf Minuten lang da, bis ich hörte, wie er gekotzt hat. Dann nahm ich die letzte Weinflasche und ging ins Wohnzimmer. Ich bin auf dem Boden zusammengesackt und ich begann zu trinken.

Ich blieb im Schweigen einige Minuten lang. Dann drehte ich mich zur Spieluhr auf der Mahagoni-Küche. Ein Engel mit großen Flügeln spielt das Klavier. Die Spieluhr ist mein Lieblingsschmuck im Haus. Ich starrte auf die Wand und ich sah mein Hochzeitsfoto. Ich sah so viel jünger aus. Und so viel glücklicher. Mein weißes Kleid und mein Blumenstrauß. Ich war hoffnungsvoll.

Neben meinem Hochzeitsbild steht ein Gemälde vom Meer. Die Strudel des Meeres waren hypnotisch. Plötzlich war ich in einer Trance. Mein Kopf fühlte sich schwer an und meine Augenlieder wollten sich schließen. Das Figur in meinem Hochzeitsbild begann sich zu bewegen. Sie ging zum Gemälde. Was macht sie? Oder was mache ich?

Ich konnte das Wasser fühlen. Es war zu heiß aber hatte einen wunderbareren Blauton. Ich war allein in der Stille des Meeres. Ich konnte noch die Spieluhr hören. Und leider das Geräusch, dass mein Mann in regelmäßigen Abständen kotzt.

Kleine Wellen begannen im Wasser zu entstehen. Plötzlich kam der Engel mit dem Klavier von der Spieluhr zu mir. Er begann nachdrücklich Klavier zu spielen. Seine Finger schlugen auf das Klavier und er begann zu lächeln. Seine Augen starrten in meine Seele. Ich wollte meinen Kopf drehen, aber ich konnte nicht. Seine Haut begann plötzlich grün zu werden und seine Flügel fielen ab. Er hat sich in meinen Mann verwandelt und er begann sich wieder zu übergeben. Was aus seinem Mund kam, waren Stücke von einem Brief. Mein Liebesbrief. Kleine Stücke begannen das Meer zu füllen. Sie kamen schnell zu mir. Die Stücke haben meinen Arm erreicht und die Stiche der Papierschnittwunden verursachten Schauer über meiner Wirbelsäule.

Eine Hand hat meinen Arm gegriffen und sie hat mich nach unten gezogen. Wir schwammen weg von den Stücken mit anomaler Geschwindigkeit. Ich konnte nicht atmen. Ich schaute endlich vorwärts, damit ich sehen konnte, wo die Person war, die mich fest gegriffen hatte. Ich sah die Meerjungfrau. Ihr grüner Fischschwanz flatterte, als wir von den Liebesbriefstücken flohen. Ich war schockiert.

Wir gingen direkt in eine Höhle und warteten ein paar Minuten, damit die Liebesbriefe zerfielen. Die Meerjungfrau hat uns beschützt, als sie einen Felsbrocken vor den Eingang der Höhle schob. Sie sagte nichts aber sie lächelte. Sie war hübsch mit violetten Augen obwohl alle ihre Zähne Reißzähne waren.

„Was genau passiert? Bitte. Ich bin verwirrt. Wo sind wir? Wie sind wir hier gekommen?“ sagte ich vergeblich. Sie antwortete mir nicht. Sie begann ein Lied zu summen. Ein Lied von Wagner. Ich begann auch das Lied zu summen. Ich kannte sie alle. Sie hörte auf und pflückte eine Zitrone von der Höhlenwand. Sie biss in sie, die Schale und alles. Sie verzog keine Miene. Die Höhlenwand war voll mit Obst. Erdbeeren, Äpfel, Kirschen, Birnen. Efeu wuchs überall um die Höhle herum und sie hingen daran. Das Wasser in der Höhle war flach, also konnte ich stehen und sie konnte sich hinlegen. Sie spielte mit dem Wasser mit ihrem Fischschwanz. Sie spritze Wasser auf mich und dann kicherte sie. Jedoch sagte sie nichts.

„Wo sind wir? Wann kann ich gehen? Bleiben wir hier für immer?“ fragte ich. Sie starrte mich an und zeigte auf zwei Uhren. Die Uhren hatten keine Nummern nur Symbole. Sie bewegte sich näher zu den Uhren und ihre Finger zeigten auf ein Symbol von einem Kirschblütenbaum, wo normalerweise 12 Uhr steht. Wir waren zwei Minuten vor diese Zeit. Ich wartete nervös.

Zwei Minuten später, hat sie mich zur Uhr mitgebracht. Sie hob die Uhr hoch, um ein Loch in der Höhlenwand zu enthüllen. Dann hat sie mich dadurch geschoben. Sie stellte die Uhr wieder an ihren Platz und ich konnte sie nicht mehr sehen. Ich schlängele meinen Körper, um mich vorwärts zu bewegen. Ich konnte ein Licht sehen. Ich kam näher und näher. Meine Ellenbogen begannen zu schmerzen. Ich war vor dem dämmerigen Licht, aber nichts war da. Nur ein grauer Kreis in der Dunkelheit. Ich drückte den Kreis und ich konnte fühlen, dass er sich langsam bewegte. Immer mehr Licht kroch mir in die Augen, bevor ich sehen konnte, dass ich in der Wand meines Schlafzimmers war. Ich sah meinen Ehemann. Er sah friedlich aus, als er schlief. Es schien, als wäre nichts passiert.

Ich rutschte die Wand hinunter, so leise, wie ich sein konnte. Er hat sich nicht gerührt. Ich fühlte, wie ein starkes Schuldgefühl durch meinen Körper lief. Aber ich fühlte auch ein Gefühl der Erleichterung.

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