Text 11 – 2019

[ Synkopiert ]

Unter weichen Fingern tanzen die Tasten, kohlenfarbene und weiße – Wo sie sich treffen, entsteht Musik. Plötzlich spielt sie zärtlich und senkt ihren Kopf zu den Händen einem Gebet gleich, bald gewaltsam und der Kopf wird zurückgeworfen. Ähnlich einer Marionette, die in den Fäden der Musik hängt. Für Alma ist spielen als würde man den Atmen anhalten.
Es ist eine Erleichterung, wenn man die Oberfläche erreicht und und die Lungen in der Brust schmerzen.

Es klopft an der Tür. „Alma?“.

Erhöhtes Tempo, Stakkato spielt die Melodie. Sie hat nicht wirklich viel zu sagen, wohin sie geht und schaut, kaum auf die Noten, welche auf dem Notenständer liegen. Die Musik zieht an ihren Finger, als würden sie sich von den Noten befreien. Sie kämpft einen Moment, bevor sie nachgibt. Warum sollte sie nicht auf die Musik hören? Sie gehört ihr, ist aber doch nicht ihre.

Die Türklinke drückt sich nach unten, aber die Tür bleibt verschlossen.

Alma mag das Bühnenlicht nicht wirklich. Es ist in diesen Momenten unter der Oberfläche, in denen die Noten sich selbst überlassen sind und sie selbst nur zuhört. Alma hört lieber zu. Die Musik sollte nicht mehr als einmal gespielt werden.

„Alma, mach die Tür auf, bitte.“

Aber was hält die Musik am Leben, wenn nicht die Noten? Es ist Er, der den Stift hält, der die Geschichte schreibt – die Melodie. Aber wenn Er den Stift etwas fester nimmt, schneidet Er in die dünne Haut zwischen den Fingern. Was ist, wenn Sie sie neu schreiben möchte? Dann muss Sie den Stift in der eigenen Hand halten.
Es brennt in ihren Augen.

Wird er die Tür aufbrechen? Vielleicht.

Die Finger erschlaffen an den Tasten, bevor sie in den Schoß gleiten. Sie kann das Klavier vor sich durch den dichten Rauch kaum sehen. Papier brennt so einfach – Noten noch einfacher. Sie, die den Stift hält …

Nachdem die Flammen nichts mehr erfassen können, und der Rauch nachlässt, hebt Alma die Hände noch einmal an die Tasten.
Ein neues Lied in C-Moll.

* Es gibt nur wenige Werke von Alma Mahler. Möglicherweise hat sie während des Zweiten Weltkriegs viele ihrer eigenen Kompositionen zerstört.

2 thoughts on “Text 11 – 2019”

  1. Hei Elisabeth,
    I m impressed, oder sollte ich lieber imponiert sagen! Har du hvirkelig klart å lære deg tysk på den måte på 8 mnd? Nicht nur der umfassende Satzbau, sondern auch der schön komponierte Inhalt in passendem Sprachfluß und Metaphern, verquickt mit einer phylosphischen Note faßt wohl wenigstens einen Teil Ihres Lebens in ein schönes Kleid

    liebe Grüße
    Olaf

    1. Hei Olaf,
      Tusen takk! Jeg kan jo ikke si at jeg snakket flytende tysk akkurat, men det går fremmover! Jeg har fått mye hjelp med denne teksten, Aber es war eine Lernerfahrung. Ich hätte nie gedacht, dass ich Deutsch lernen würde. Heldigvis gjorde jeg det 🙂

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